Steyr Challenge Hunting: Luxus-Power-Performer
- PelletPanda
- 8. Sept. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Feb.

Wenn ich den Namen Steyr höre fallen mir direkt zwei Dinge ein:
das Beste vom Besten
teuer
Schaue ich mir die aktuellen Preise für Steyr-Druckluftwaffen an steht Zweiteres außer Frage (wtf?). Heißt das aber das Ersteres automatisch auch der Fall ist? Ist es wirklich so, dass ich es hier mit der absoluten Weltklasse zu tun habe?
Bei aller angebrachter Objektivität habe ich mir mit leichter Skepsis ausgestattet ein Bild gemacht.
Darf ich mich vorstellen:
Steyr Challenge Hunting
Kaliber 4,5mm Diabolo
Einzellader
Serie < 7,5J
Kartusche mit 200 Bar
Individuell:
UTG Picatinny-Schiene mit Vorneigung
WestHunter 6-24x50 FFP Zielfernrohr (mit Zero Stop)
West Hunter Zielfernrohr Montage
Gewindeadapter 1/2“ UNF für Schalldämpfer o.ä.
Alpha Schaftkappe mit Haken
Ani-M HighTech Vorderschafterhöhung
Vector Optics Parallaxenrad
Wie man vielleicht unschwer erkennen kann wird das Gewehr in diesem Setup u.a. für die Field Target-Disziplin benutzt, präzise gesagt für Klasse 3 (Übersicht der Klassen). Ich habe es in dieser Diszplin, aber auch klassisch Benchrest getestet, dazu später mehr.
Als ich das Gewehr zum ersten Mal in den Händen hatte fühlte es sich sofort hochwertig an. Aus meiner Sicht ist es insgesamt sehr gut und präzise verarbeitet und die Materialauswahl ist stimmig. Tolles Schaftholz (riecht auch gut, kein Witz!), hochwertig eloxierte Aluminiumteile, an der Seite mit Logo-Fräsung. Alles farblich abgestimmt, lecker. Das elegant-sportliche/-jagdliche Ambiente das sich mir hier auftut passt schon einmal zum Preisniveau. Einzig die verstellbare original-Schaftkappe habe ich nicht verstanden, zwei Schlitzschrauben sollen die sichern, so richtig Halt hat sie aber nicht. Aber wollen wir mal (noch) nicht zu kleinlich sein.

Gewicht hat sie die Challenge Hunting, 3,4kg. Das ist jetzt kein exponentiell schwerer Klumpen, aber es reicht für eine angemessen stabile Lage im Anschlag. Dennoch, die im Vergleich zu wirklich schweren Gewehren fehlenden 500 bis 1000g haben es mir abgerungen die Anschlagshaltung genau zu „überwachen“. Heißt, ich musste sie entschieden und konsistent auflegen und halten um mein Maximum auf der Scheibe herauszukitzeln. Die Steyr kokettiert seitens Hersteller-Marketing hart mit einem Jagdzweck, und nutzt man sie für diesen Zweck wäre zu schwer auch wiederum nicht optimal, die 3,4kg sind also ein Balanceakt.
Die Schaftgeometrie passt mir sehr gut, zumal die Schaftbacke ab Werk verstellbar ist. Unabhängig der Anschlagshaltung (sitzend aufgelegt, Field-Target-Sitzposition, knieend, stehend frei, etc.) liegt sie wie angegossen. Die nachträglich verbaute Alpha Schaftkappe mit Haken tut dann genau was sie soll, sie macht die Steyr quasi zum zweiten Arm. Ein riesiger Unterschied zum 08/15-Original.

Im Sinne der Funktionalität richtig gut ist sowohl die ultralange 11mm-Schiene oben, als auch die ultralange UIT-Schiene unten. Schlauer Zug der Konstrukteure, es erhöht die Praktikabilität immens durch die hohe Flexibilität der Positionierung von Optiken, Vorderschafterhöhungen o.ä. Wo wir gerade davon sprechen, der einfach im Feld verstellbare Hamster von Ani-M erlaubt es mir Höhenunterschiede des Ziels schnell auszugleichen und z.B. in Field Target-Siztposition eine stabile Auflage zu gewährleisten. Tolles Teil. Auch teuer, passt eben zum Gewehr. 😁

Für 25m Field Target (Klassen 3 bis 5) braucht man meist noch keine Schiene mit Vorneigung zur Montage von Optiken (je nach Verstellbereich der Optik), bei 50m empfiehlt es sich aber oftmals. Ich kann schon vorgreifen, die Steyr schafft problemlos die 50m, auch mit 7,5J. Daher darf sie auch eine Schiene tragen. Darauf montiert ist eine WestHunter-Montage, sowie ein WestHunter FFP-Zielfernrohr. Ein wirklich krasser Kontrast, Gewehr für 2000 Euro aufwärts, Zielfernrohr für 200 Euro. Aber soll ich euch was sagen, das ZF funktioniert meiner Meinung nach wirklich gut. Absolut klar (auch in Randbereichen), und wenn ich mir die Schussergebnisse anschaue kann ich nicht meckern.

Wie es sich für Field Target gehört ist die Optik vollständig eingemetert, samt Klickwerten der Verstelltürme und unter Zuhilfenahme der App Chairgun Elite (super praktisch!). Was bedeutet das: ich kann ohne Entfernungsmesser nur über „Scharfstellen“ der Optik (Parallaxeausgleich) Entfernungen bestimmen, und weiß auf Basis dieser ganz genau wie ich z.B. eine Höhenkorrektur vornehmen muss. Die Zero Stop-Funktion des Zielfernrohrs erlaubt mir dann nach Schuss immer auf die 0 zurückzukehren. Komplexes Thema, aber für dynamische Disziplinen mit Zielen irgendwo zwischen 10 bis 25/50m unerlässlich.

Der Abzug: was soll ich sagen? Ein Traum. Feinst einstellbarer Matchabzug. Sowas findet man tatsächlich nur in aktuellen oder ehemaligen Premiumsegmenten. Und ihr wisst ja, ein Abzug kann ein Gewehr entweder pushen oder herunterziehen. Ersteres ist hier der Fall, wenn ihr mich fragt.

Zeit für einen Blick auf die Leistungsfähigkeit der Steyr.
Die Challenge Hunting mochte besonders folgende Diabolos:
JSB Exact Express, 0,51g, 4,5mm
Mit diesen habe ich folgende Leistungsdaten ermittelt:
10 Schuss
Durchschnitt 7,95J
Durchschnitt 176,70 m/s
Abweichung vom Mittelwert 0,82 m/s
Das bedeutet nicht nur satte Power (klar, so schafft sie die 50m locker), sondern ist das auch das mit Abstand beste Ergebnis in Punkto Abweichung vom Mittelwert das ich bisher dokumentieren durfte. 0,82 m/s ist wahnsinnig gut. Hier zeigt sich dann klar der Unterschied zu einem Regulator in z.B. einem unter 500 Euro-Gewehr. Und für beste Ergebnisse auf Scheibe oder Bahn ist Konstanz im Sinne der Leistung sehr wichtig.
Auf den verschiedenen Distanzen habe ich dann folgende Ergebnisse dokumentiert:
Distanz | Diabolo | Hitbox / Streukreis | Location / Wetter | Anschlag | Optik |
---|---|---|---|---|---|
10m | JSB Exact Express 0,51g 4,5mm | 6x6mm | Indoor | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, WestHunter 24x50 |
25m | JSB Exact Express 0,51g 4,5mm | 13x11mm | Outdoor, leichter Wind | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, WestHunter 24x50 |
Keine Frage, das sind Spitzenergebnisse, in den aktuellen Vergleichstabellen ist das zzt. jeweils Platz zwei. Und ich würde vermuten da gehen sogar noch 1-2 mm weniger, je nach Schütze und/oder Location. Auch im Field Target-Einsatz und unter dadurch erschwerten Anschlagsbedingungen hat die Steyr abgeliefert. Ich hatte keine Probleme alles von 10 bis 50m wiederholt zu treffen (ein Dank geht raus an Jan für den Support beim Einmetern).
Hier könnte ich nun eigentlich einen Punkt machen.
Ein klares „Aber“ kommt allerdings noch, und mit diesem kehren wir zurück zum Thema Preis-Leistung. Ja, ihr bekommt für die 2000 Euro aufwärts eine wahre Präzisions- und Performance-Maschine. Aber gibt es für weniger Geld Gewehre die ähnlich gut, wenn nicht sogar genauso gut abliefern? Und die Antwort auf diese Frage muss ein klares „ja, gibt es“ sein. Mit der Steyr, das ist wie mit einem Porsche. Braucht man den unbedingt? Nein. Ist es aber geil einen zu haben? Ja. Wenn ihr investieren wollt, sucht euch eine gute gebrauchte. Habe ich auch gemacht.
Fazit: Luxus-Power-Performer
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