Weihrauch HW30 S Daviesbuilt: die Luftgewehr-Konstante
- PelletPanda
- 19. Jan.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Feb.

Edel, edler, Daviesbuilt. Eine moderne HW30 im kompletten Individualgewand der Schäfterei aus England. Bringt das was im Sinne der Präzision? Finden wir es raus.
Darf ich mich vorstellen:
Weihrauch HW30 S Daviesbuilt
Kaliber 4,5mm Diabolo
Einzellader, Knicklauf
Serie < 7,5J
Individuell:
Daviesbuilt FT-Schaft
Daviesbuilt Hamster mit TEC HRO Gelenken (von einer TEC HRO Integral Handstütze)
Gehmann Schaftkappe, verstellbar
Kompensator
Valiant Zephyr II Zielfernrohr 6-24x50
Parallaxerad von Vector Optics
UTG Schiene mit Vorneigung
AirJoe Tuning Kit
Der absolute Hingucker ist bei dieser HW30 offenkundig der von Daviesbuilt individuell in England angefertigte FT-Schaft. Aus Deutschland (dank Brexit-Gedöns) quasi nicht mehr bestellbar. Dieser bedeutet die Abkehr vom qualitativ hochwertigen aber leider nicht sehr ergonomischen Standard-Schaft der HW30 und brachte auf einen Schlag alle Vorteile eines Match-Schaftes mit sich. Pistolengriff, Lochschaft, verstellbare Schaftbacke, UIT-Schiene, u.v.m. Alles an Bord. Insgesamt konnte ich das Gewehr jederzeit perfekt greifen und halten, insbesondere im Anschlag. Und das Festhalten ist bei einer HW30 mit Rückstoß bekannterweise einer der wichtigsten Punkte um Präzision auf Scheibe zu erzielen. Ich mag den Standardschaft aber auch nicht schlecht machen, ich konnte auch mit diesem bei einem Direktvergleich gute Ergebnisse erzielen.
Und meiner Meinung nach ist der grünliche Schichtholzschaft einfach wunderhübsch. 😍😍
Die Fertigungsqualität von Daviesbuilt ließ bei mir ebenfalls keine Wünsche offen.
Was allerdings etwas Kritik verdient ist die 3D-Druck-basierte Anbringung am Hamster „ab Werk“. Bei so einem Anwendungszweck nutzt sich diese scheinbar super schnell ab, denn sie war bereits komplett abgenutzt und konnte nicht mehr fest fixiert werden. Daher der Wechsel auf Gelenke von TEC HRO, die sind super stabil, da wackelt nichts (mehr). Was können die Schrauben in der Mitte? Gar nichts, aber die Befestigung der TEC HRO-Gelenke erforderte andere Bohrlöcher. Die alten blieben dann ungenutzt und sind so wenigstens gefüllt.

Bei der Schaftkappe bin ich mir gar nicht sicher. Als das Gewehr zu mir kam war eine von Bisley verbaut. Ob diese auch initial montiert war kann ich nicht sagen, aber mir waren die Verstellmöglichkeiten zu gering, daher der Wechsel auf eine Match-Schaftkappe von Gehmann. Mehr Halt, und die Möglichkeit der Neigung zur Seite zeichnen diese insbesondere aus.

Das ganze Outfit hat natürlich einen Zweck. Field Target. Klasse vier (Preller; Federdruck ohne Ausgleich; bis 7,5 Joule). Heißt, diese HW30 packt locker jeglichen Wettbewerbseinsatz in dieser BDS-Disziplin. Es ist allerdings meiner Meinung nach auch deutlich herausfordernder als mit einem prellschlagfreien Gewehr. Auf der anderen Seite machte und macht es mir aber auch sehr viel Spaß, weil es sich etwas mehr wie Schießen mit scharfen Waffen anfühlt.
Das Gewehr ist im Sinne der Disziplin auch voll eingemetert, unschwer zu erkennen an den notierten Entfernungs- und Klickwerten an Parallaxerad und Turm.

Eine Sache ist mir im Allgemeinen noch aufgefallen. Durch den Rückstoß lösten sich die Systemschrauben viel stärker und schneller als bei der Version ab Werk Weihrauch. Das bedeutete: nach jedem Schießen Schrauben etwas nachziehen.

Der Abzug der HW30 S ist schon im Standard super (und individuell einstellbar), mit dem verbauten Tuningkit von AirJoe fühlte sich der Abzug dann noch mehr nach einem Matchabzug an. Kurzer Vorzugsweg, klarer Druckpunkt und für mein Empfinden sehr leichtgängig. Top!

Die Basis für den Umbau scheint eine HW30 S D gewesen zu sein. Bedeutet: 1/2“ UNF-Gewinde war am Lauf bereits vorhanden. Schalldämpfer macht hier meiner Meinung nach wenig Sinn, daher durfte ein Kompensator ran.
Habe ich schon erwähnt, dass ich das Nickel-Finish der Weihrauch echt sexy finde? Davon abgesehen empfand ich das Gewehr insgesamt super kompakt und dadurch sehr führig, gut für FT. Durch den Umbau ist es auch deutlich schwerer geworden, meiner Erfahrung nach ein wichtiger Faktor für ruhigere Lage bei Gewehren mit Prellschlag.
Was bringt denn nun der ganze Umbau im Sinne der Ergebnisse. Vorgegriffen: kleiner Effekt bei Auflage-Schießen (Präzision auf Scheibe), riesiger Effekt bei FT-Einsatz.
Die HW30 S mochte besonders folgende Diabolos:
JSB Exact Express, 0,51g, 4,5mm
Mit diesen habe ich folgende Leistungsdaten ermittelt:
10 Schuss
Durchschnitt 6,25J
Durchschnitt 156,65 m/s
Konsistenz: 5,38 m/s
Abweichung vom Mittelwert 1,58 m/s
Die Zahlen lassen mich grübeln. Ich habe die Version ab Werk Diana mit um die 7,5j gemessen. Diese HW30 S liegt also gut 1J unter Werksleistung. Im Direktvergleich ist sie aber deutlich konsistenter und mit besserer Abweichung vom Mittelwert unterwegs. Die gute alte Kernfrage: Konsistenz vs. Leistung. Ich denke in diesem Fall spricht alles für Konsistenz, ich habe auf jeden Fall überhaupt keine Probleme auf 25m wiederholgenau die Scheibe zu malträtieren und kleine Grüppchen zu produzieren. Seht selbst.
Auf den verschiedenen Distanzen habe ich dann folgende Ergebnisse dokumentiert:
Distanz | Diabolo | Hitbox / Streukreis | Location / Wetter | Anschlag | Optik |
---|---|---|---|---|---|
10m | JSB Exact Express 0,51g 4,5mm | 8x10mm | Indoor | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, Valiant 24x50 |
25m | JSB Exact Express 0,51g 4,5mm | 22x20mm | Outdoor, kein Wind | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, Valiant 24x50 |
Für ein Knicklaufgewehr mit Prellschlag sind das super Werte! Wenn ich mir die Bestenliste anschaue ist nur ein Knicker besser auf 25m als die HW30: die Walther LGV Challenger Ultra. Und das Ergebnis der LGV war wirklich Beast Mode. Interessant: direkt hinter der HW30 S folgt die HW30 aus den 80ern, ohne einstellbaren Abzug und Co. Ja, mit etwas Abstand, aber so weit weg ist es auch nicht. Versteht sich jetzt als Kompliment an die alte HW30.
Natürlich kann die HW30 S nicht mit High Tech-Presslüftern mithalten, aber in ihrem Segment ist sie immer noch eine Macht.
Fazit: Die Luftgewehr-Konstante.
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