Weihrauch HW35 (vor 1970): Erlebnis-Sieger
- PelletPanda
- 5. Aug. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Feb.

Um die Katze gleich aus dem Sack zu lassen. Gebaut wurde diese 35er VOR 1970. Somit ohne „F“ und mit schweren 4,5er Diabolos bei über 12J Leistung. Wie das in Deutschland möglich ist? Lt. Gesetzgebung sind solche Waffen aufgrund des Baujahrs frei ab 18 erhältlich, aber: Benutzung nur auf zugelassenen Schießstätten, also nicht wie bei den 7,5J-Kollegen/-innen für „casual plinking“ im Garten zu verwenden. Wirklich, lasst es, ist den potentiellen Ärger nicht wert.
Darf ich mich vorstellen:
Weihrauch HW35
Kaliber 4,5mm Diabolo
Einzellader, Knicklauf
Serie > 7,5J
Individuell:
Lauf und System abgeschliffen und mit Spezial-Klarlack neu lackiert
Moderner schwarzer HW35-Schaft aus der aktuellen Produktion
MEC Schaftkappe für Auflageschießen
UTG Picatinny-Schiene mit Vorneigung
WestHunter 4-16x44 Zielfernrohr (ja, das taugt wirklich was!)
Partieller Laufmantel von DRW (Schalldämpfer wäre illegal!)
Laufgewichte von TEC HRO
Neuer Abzugsbügel in Silber
Ich würde sagen wir manifestieren die Leistungswerte gleich zu Beginn. Folgende Leistungsdaten habe ich ermittelt:
10 Schuss
Durchschnitt 12,48J
Durchschnitt 216 m/s
Abweichung vom Mittelwert 4,12 m/s
Es gibt also durchaus Schwingungen bei der Leistungsabgabe. Aufgrund des hohen Leistungsvermögens fällt das aber z.B. auf 25m weniger ins Gewicht, da die Waffe auf diese Distanz ohnehin nicht an ihre Grenzen gebracht wird (man könnte es „overpowered“ nennen). Auf 50m+ würde das dann schon wieder anders aussehen.
Die HW35 mochte besonders folgende Diabolos:
JSB Match S100, 0,535g, 4,5mm
Schwere Diabolos sind hier die erste Wahl, die leichten Dinger hat die 35er zum Fressen gerne. Oder anders gesagt: zu leichte Diabolos werden im schlimmsten Fall im Lauf zerfetzt. Deswegen werden ja in anderen Ländern schwere 4,5er oder 5,5er bei Gewehren mit Leistung über 7,5J verwendet.
Was ich sofort bei den ersten Schüssen fühlen durfte: die Weihrauch kickt deutlich stärker als Gewehre mit unter 7,5J. Wie zu erwarten. Dann auch noch ein Knicklauf. „Kann das überhaupt noch präzise sein“? Ja, kann es. Meiner Meinung nach konnte ich mit dem Gewehr respektable Ergebnisse erzielen. Natürlich konnte ich nicht dieselbe Laser-Präzision abliefern wie bei einem prellschlagfreien Match-Gewehr, aber doch solide Treffer-Gruppen.
Kleine Helferlein waren dabei am Start und machten es möglich noch ein, zwei Millimeter auf der Scheibe herauszukitzeln. Ein moderner Schaft (dennoch leider nur ein Standard-Schaft ohne Match-like Ergonomie), eine entsprechend verstellbare Auflage-Schaftkappe, sowie TEC HRO-Laufgewichte um Schwingungen im Lauf zu reduzieren. Und: durch das Gewicht von fast 4kg ohne Zielfernrohr und Zusatzgewichte lag sie letztlich nahezu wie ein Brett auf der Auflage.

Der Spannvorgang erfordert Kraft, das mag ich noch erwähnen. Also für die Nutzung dieses Gewehrs einfach direkt mit Bizeps-Training anfangen. Die starke Feder fordert hier ihren Tribut.

Ansonsten möchte ich festhalten, dass sich die 35er trotz ihres Alters insgesamt sehr hochwertig und stabil anfühlte. Nicht wie bei manch alten Autos wo mit zunehmendem Alter das Klappern anfängt. Ganz im Gegenteil. Der frische Service mit kompletter Überholung/Auffrischung der Innereien leistete hier auch entsprechend einen Beitrag zum positiven Gesamteindruck.
Sie mag alt sein, aber der Abzug war schon damals verstellbar. Kurzer Vorzugsweg, definierter Druckpunkt, es darf dann doch etwas mehr Kraft sein als bei Match-Gewehren, und schon fliegt der Diabolo.

Aber wie genau fliegt er denn nun?
Auf den verschiedenen Distanzen habe ich dann folgende Ergebnisse dokumentiert:
Distanz | Diabolo | Hitbox / Streukreis | Location / Wetter | Anschlag | Optik |
---|---|---|---|---|---|
10m | JSB Match S100 0,535g 4,5mm | 16x11mm | Indoor | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, WestHunter 16x44 |
25m | JSB Match S100 0,535g 4,5mm | 33x29mm | Indoor | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, WestHunter 16x44 |
Natürlich reicht das nicht für eine Spitzenplatzierung im direkten Zahlenvergleich zu z.B. prellschlagfreien Gewehren, aber bedenkt man die hier zu Grunde liegende Technik bin ich mit den Ergebnissen mehr als zufrieden. Hätte die 35er hier das „unzähmbare Wildpferd“ gemacht, hätte es auch ganz in die Hose gehen können. Hier zeigt sich aber wiederum auch die Qualität, mit der Weihrauch diesen Knicker entwickelt hat.
Fazit: Erlebnis-Sieger.

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